9.30 – 11.15 Uhr, im SaalX / Gasteig HP8 oder über Livestream
Diskurs-Eröffnung: Wie politisch ist die Kulturelle Bildung?
Versuch einer Positionsbestimmung aus unterschiedlichen Perspektiven
Die Leitfrage des diesjährigen Dialogforums ist komplex und kann aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln gestellt und durchdacht werden. Das haben auch die Einsendungen gezeigt, die auf den Call hin bei der Koordinierungsstelle Kulturelle Bildung eingereicht wurden. Deutlich wurde auch, wie dringlich die Frage in dieser herausfordernden Zeit wieder geworden ist.
Wir möchten den Diskurs über die politische Dimension der Kulturellen Bildung daher vielstimmig und im Gespräch eröffnen. Nach zwei Impulsen aus der Theorie und ersten Antworten darauf durch unsere geladenen Gäste soll es gleich in den Austausch mit allen Teilnehmenden gehen. Dabei ist ein Stuhl auf der Bühne immer frei für Ihre Ansätze, Positionen oder Fragen. Gemeinsam möchten wir das Thema auffächern, einkreisen und zuspitzen.
Mit dabei sind: Prof. Dr. Susanne Keuchel, Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW; Gerd Grüneisl, Mitinitiator der Kunstaktionen der Gruppe KEKS, dann der Pädagogischen Aktion und heute im Vorstand des Vereins Kultur & Spielraum; Raphael Moussa Hillebrand, urbaner Tänzer, Choreograph und Gründer der HipHop Partei; Yasmina Bellounar, u.a. Referentin für Diversitätsentwicklung und Community Outreach beim Berliner Projektfonds Urbane Praxis der Stiftung für Weiterbildung und Kulturberatung in Berlin.
Moderation:
Geli Schmaus und Tuncay Acar
Kurzbiografien der Teilnehmenden:
Prof. Dr. Susanne Keuchel ist promovierte Musikwissenschaftlerin und seit Dezember 2013 Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW. Sie ist außerdem ehrenamtliche Präsidentin des Deutschen Kulturrates sowie Vorsitzende der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ). Susanne Keuchel lehrt am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Hamburg.
Gerd Grüneisl Jg. 44, Kind einer musischen Erziehung, welche ihr Kleid der zurückliegenden Jahre noch nicht abgelegt hatte. Wegen unterlassener politischer Bildung späte Entdeckung einer Ästhetischen Erziehung (Aisthesis), die ihre Wahrnehmung nicht mehr nur auf die Künste richtete. Studium an der TUM (Architektur bis Vordiplom) und weiterführend an der Kunstakademie in München. Seit 68 Mitglied bei der Kunstgruppe KEKS (Kunst, Erziehung, Kybernetik, Soziologie), dabei mit pädagogisch-aktionistischen Kunstprojekten im öffentlichen Raum, nicht nur als Künstler, sondern auch als Lehrer mit Schülern, unterwegs. Die dabei gewonnenen Erfahrungen führten nach der Gründung der Pädagogischen Aktion 1970 (74 als Verein) aus dem Schuldienst hinaus zu einer waghalsigen, sich experimentell neu erfindenden kulturpädagogischen Praxis (Aktion Spielbus, Projekte in leerstehenden Hallen und Straßenbahndepots, aber auch städtischen Einrichtungen). Ab 79 im Auftrag der Stadt München weitere Entwicklung und Etablierung von öffentlich inszenierten Großprojekten für Kinder und Jugendliche, die auch Erwachsene als Zuschauer, Mitmacher sowie Kritiker animierten (Spielstadt Mini-München, Kunst + Krempel, Historienspiele, u.a.) Nachzulesen in den Kulturpädagogischen Lesebüchern 1 – 6 und anderer Literatur von Kultur & Spielraum e.V (seit 1989).
Yasmina Bellounar hat Islamwissenschaft studiert. Sie ist zum einen Pädagogin, Bildungstrainerin und Kuratorin im Kunst- und Kulturbereich und zum anderen Referentin für Diversitätsentwicklung und Community Outreach. Ihre Schwerpunkte liegen vor allem in der Praxis der Kulturellen Bildungsarbeit und der Förderlandschaft. Yasmina arbeitet zu verschiedenen Themen der Antidiskriminierung, wie zum Beispiel zu patriarchalen Kämpfen, Klassenbewusstsein oder Antirassismus. Sie hat das barriereärmere Einstiegsförderformat DURCHSTARTEN und eine Junge Jury mit Mitbestimmungsrecht bei der Vergabe von Projektgeldern beim Berliner Projektfonds kulturelle Bildung mitentwickelt und etabliert. Zurzeit arbeitet sie beim Berliner Projektfonds Urbane Praxis der Stiftung für Weiterbildung und Kulturberatung in Berlin.
Raphael Moussa Hillebrand wurde 1982 in Hong Kong geboren, verwurzelt in Deutschland und Westafrika, aufgewachsen in Berlin und ausgebildet durch HipHop. Im Juni 2014 schloss er sein Masterstudium Choreografie an der Universität der Künste – HZT Berlin ab. Ausgehend von diesem Background greift er seinen Instinkt für gesellschaftspolitische Themen sowie das Übersetzen kultureller Facetten und Identitäten auf und überträgt diese in seine choreografischen Arbeiten des HipHop Tanztheaters. Mit der gleichen Leidenschaft arbeitet er bereits seit 1998 auf unterschiedlichsten Ebenen mit Kindern und Jugendlichen sowie Studierenden und Lehrkräften und empowert durch Tanz. 2020 wurde er mit dem Deutschen Tanzpreis geehrt.
Als Ideengeber und Gründungsmitglied der weltweit ersten HipHop Partei: Die Urbane. Eine HipHop Partei, setzt er sich u.a. für Dekolonialisierung sowie Empowerment und kulturelle Vielfalt ein. Sein aktuelles Theaterstück, produziert im Ballhaus Naunynstraße “Auf meinen Schultern” hatte im September 2019 Premiere. 2020 wurde er vom Deutschen Tanzpreis für seine herausragenden künstlerische Entwicklung im Tanz geehrt.