Casting Culture

Das interaktive Online-Rollenspiel „Casting Culture“ thematisiert verschiedene Formen struktureller Diskriminierung und systemischer Benachteiligung. Jene Mechanismen werden entlang interaktiver Beteiligungsformate spielerisch erfahrbar gemacht und im Anschluss im Rahmen eines Nachgesprächs reflektiert.

Beschreibung des Projekts:

Aufgrund eines kontroversen Werbespots und eines damit einhergehenden Shitstorms entschließt sich der weiße, männliche, erbende, mächtige, aus einer Akademiker-Familie stammende, pfundsgesunde, privatversicherte, heterosexuelle, katholische, verheiratete und diplomierte Vorstandsvorsitzende Peter einen Spot zu produzieren, der das Image der Werbeagentur rehabilitieren soll. Divers, auf den Punkt, die eierlegende Wollmilchsau der Offenen-Gesellschafts-Message. Dazu soll nicht nur ein entsprechender Cast besetzt werden, sondern auch das Agentur-Team soll eine neue Führungsspitze erhalten.
Vier Schulklassen aus dem gesamten Bundesgebiet steuern in dieser digitalen und interaktiven Performance jeweils einen von zehn zur Auswahl stehenden Charakteren und treten gegeneinander im Kampf um die Führungsspitze an. Dabei sehen sie sich mit Aufgaben und Dilemmata konfrontiert, die ihre Wahrnehmung und Bewertung von Diskriminierung und systemischer Benachteiligung evtl. in neue Perspektiven rücken.

Potenziale kultureller Bildung:

Das Projekt hat insofern Modellcharakter, als dass es neue Formen der interaktiven, digitalen Teilhabe erprobt. Mit der spezifischen Zielgruppe „Berufliche Schulen“, die bewusst gewählt wurde, richtet es sich zudem an ein Publikum, das meist eher wenig Zugänge zu „(digitalem) Theater“ erhält. Der sozial relevante Themenkomplex „strukturelle Diskriminierung/ systemische Benachteiligung“ wird künstlerisch ausgelotet, historisch reflektiert und mit zeitgemäßen ästhetischen Methoden kritisch beleuchtet. Formen der politischen und der kulturellen Bildungsarbeit werden miteinander verwoben, als Einheit gedacht und im praktischen Handlungsfeld erprobt. Ziel ist es, ein möglichst diverses und sog. „theaterfernes“ Publikum interaktiv zu beteiligen und das Thema „strukturelle Diskriminierungen“ über gemeinschaftliche Formen des Spiels und des Austauschs kritisch-diskursiv zu beleuchten und sinnlich erfahrbar zu machen. Gerade im Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Debatten über „Political Correctness“ und „Cancel-Culture“ braucht es Formate, die das Element der Erfahrbarkeit berücksichtigen. Das Format des interaktiven Rollenspiels mit dem Zusatz, dass ein Klassenverband gemeinsam eine einzelne Figur in Echtzeit „steuern“ muss, tangiert dabei nicht nur die Themenfelder Regulierung und Kommunikation sowie Kooperation, sondern schult auch die Empathie, welche in Anbetracht der aktuellen globalen Herausforderungen von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist. Nur, wenn die kulturelle Bildung die rezeptiven UND die interaktiven Formate gleichberechtigt vereint, kann, aus unserer Sicht, ein gesellschafts-politischer Fortschritt erzielt werden. Casting Culture bildet hier einen Ansatz für diese Art der Erfahrbarkeit.

Zusatzmaterialien:

https://www.brachland-ensemble.de/society/casting-culture

Ansprechpartner*innen:

Dominik Breuer

Institution und Projektträger:

Casting Culture entstand im Rahmen von “Touchscreen”, einem vom Fonds Darstellende Künste geförderten Dachprojekt des Brachland-Ensembles, unter dem mehrere Formate digitaler Teilhabe produziert und zu einem Gesamtprojekt zusammengeführt wurden.
Das Brachland-Ensemble erarbeitete „Casting Culture“ in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ), Referat Demokratiestärkung & Wertebildung. Die Produktion war bereits für zahlreiche berufliche Schulen in Bayern zu sehen, zudem waren „Guides“ (Mitarbeitende der BLZ als auch des Brachland-Ensembles) in Schulen und haben Einführungs- und Nachgespräche mit den beteiligten Schüler*innen geführt. Für Oktober 2022 sind weitere Aufführungen für wiederum andere bayerische Schulen geplant.
Zudem kooperiert das Brachland-Ensemble für „Casting Culture“ mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Referat historisch-politische Bildung, politische Systeme.

Zielgruppe/n:

Sparte/n:

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