Projektbeschreibung:
Mit dem interdisziplinären, partizipativen und prozessorientierten Projekt be(p)art erforschte das diverse be(p)art-Team einen Vorschlag für eine diskriminierungssensible Kulturveranstaltung. Künstlerische Profis und Nicht-Profis kamen im Sommer 2024 zusammen, um ihre Perspektiven in die Konzeption eines try-outs eines Kulturfestivals zu Anti-Diskriminierung und Diversität einzubringen. Die hierarchiearme, demokratische bottom-up Entwicklung des Projektes war dabei ebenso wichtig wie die Durchführung der Veranstaltung selbst. In einem offenen Raum für Diskussionen und Austausch ging es zum einen um die Analyse von Missständen und zum anderen um die Entwicklung alternativer Wege. Die Veranstaltung galt als Empowerment der Diversität unseres Teams sowie der Gesellschaft und fungierte als Vorschlag für eine gerechtere Kulturszene.
Elementare Punkte des Festivals waren: ein Kulturabend kuratiert mit Künstler*innen mit Bezug zu Diversität; kulturelle Bildungsworkshops für marginalisierte Gruppen (z.B. Flinta* DJ-Workshop, Theater der Unterdrückten oder Graffiti-Sprayen als Selbstermächtigung); eine inklusive Kunstausstellung; eine interaktive Diskussionsrunde; die Konzeption eines Ruhe-Raumes; inklusive Raumgestaltung; ein Awareness-Konzept und -Team; Gewährleistung von Zugänglichkeit für Betroffene von Klassismus und Ableismus durch freien Eintritt; Übersetzungen in DGS, klare Sprache, Audiobeschreibungen sowie Blindenschrift.
Vertreterin im Praxisaustausch: Anna Ideenkind Möhrle
Anna Ideenkind Möhrle ist Tanzschaffende und Kulturvermittlerin und vertritt gemeinsam mit Camila Delgado (Community Musician), Manina Ott (Diversitätstrainerin) sowie Robin Träumer Gunzelmann (Künstler*in / Student*in) das Projekt „be (p)art“.
Anna Ideenkind arbeitet als Choreografin und Performerin in der freien Tanztheaterszene sowie als freie Tanzpädagogin und Kulturvermittlerin. Die studierte Theater-und Medienwissenschaftlerin versteht ihre Stücke als soziale Interventionen. So vertanzte sie in ihrem letzten Stück Unleash die Befreiung von Fremdzuschreibungen. Ihr Tanzstil bewegt sich zwischen Contemporary, Modern, Jazz, Embodiment, Urban und Ausdruckstanz und wird dank ihrer Arbeit zum Thema Decolonize my Dance nun langsam zunehmend vom vietnamesischen traditionellen/ rituellem Tanz beeinflusst. In ihrer künstlerischen sowie ihrer tanzpädagogischen und Kulturvermittlungs-Arbeit erschafft sie einen Raum zum Fühlen, so zum Beispiel bei ihren Tanztheaterworkshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in denen sie Bewegung mit dem Ausdruck von Emotionen verbindet. Allgemein geht es ihr darum, die Kunst zum Menschen zu bringen, die Hemmschwelle zur Kultur und zu kulturellen Institutionen zu minimieren und darum gesellschaftlich zu verbinden. Von 2021 bis Juli 2024 war sie daher Teil des interdisziplinären Kollektivs Die Städtischen, mit denen sie ihre Tanztheaterserie (ER)LEBENS(VER)LUST in den öffentlichen Raum brachte. Im Mai 2024 präsentierte sie mit dem be (p)art-Team den hierarchiearmen und demokratisch erarbeiteten Vorschlag eines gerechteren Kultur-Festivals. Darüber hinaus ist sie für die Kulturvermittlung des HochX Theaters und Live Art und des Rodeo-Festivals 2024 zuständig und gibt Tanztheaterworkshops im Rahmen von TuSch, beauftragt durch das Pädagogische Institut sowie freie Workshops für Erwachsene, u.a. für Selbsthilfegruppen für mentale Gesundheit.
Institution und Projektträger:
Das Projekt be (p)art wurde vom Kollektiv “Die Städtischen” initiiert, woraus sich die Gruppe be (p)art entwickelt hat. Die Städtischen sind ein interdisziplinäres Kollektiv, das sich für die Rück-Aneignung, Reaktivierung und Verschönerung des öffentlichen Raumes durch permanente und temporäre Aktionen wie Stadtgestaltung oder Kulturaktionen einsetzt.
Das be(p)art-Team ist eine Teilgruppe der Städtischen aus künstlerischen Profis und Nicht-Profis, die sich für eine niedrigschwellige, gerechte und zugängliche Kulturszene stark macht. Sie arbeiten in hierarchiearmen Arbeitsstrukturen mit kollektiven bottom-up Entscheidungen im demokratischen Prozess. Dabei beziehen sie bewusst Perspektiven marginalisierter und nicht-marginalisierter Gruppen ein. Sie suchen einen Konsens aus unterschiedlichen Bedarfen für einen brave space, trotz dem Bewusstsein, dass eine für wirklich alle Menschen inklusive Kulturszene momentan noch eine Utopie ist. Sie agieren aus der Perspektive einzigartiger Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlechtsidentitäten, sexueller Orientierung, sozialer Klasse, gesundheitlicher Verfassung – im Bewusstsein, dass sie zwar viele Perspektiven vereinen, aber auch viele Perspektiven (noch) nicht dabei sind.
Darüber hinaus kommen sie aus den Disziplinen Theater, Tanz, Musik, Film, Architektur, Literatur, Bildende Kunst, Journalismus, Design, Neurowissenschaften, Management, Bildung, Recht u.v.m. Ein großer Teil der Arbeit passiert ehrenamtlich. Geprägt vom Verständnis, dass wir im Bereich Anti-Diskriminierung stets Lernende sind, ist be (p)art ein konkreter Vorschlag für eine diskriminierungssensible Veranstaltungsart. Zusätzlich übertragen sie die Werte der Städtischen: Niederschwelligkeit, Interdisziplinarität, Zugänglichkeit und kostenfreie Aktionen, aus offenen in geschlossene Räume.
Abgewickelt wurde das Projekt über die Kulturator Stiftung.
Weitere Infos:
www.instagram.com/bepart_muc/